Die Insel der verlorenen Zeit

Die Grundidee ist sehr hübsch und erinnert ein bisschen an Michael Ende: Es gibt Inseln, auf denen alles, was auf der Erde verloren geht, wieder auftaucht. Das kann eine Coladose sein, das können Dinge des täglichen Gebrauchs sein, das können aber auch Mut, Hoffnung, vor allem Zeit und Menschen ...

Die Grundidee ist sehr hübsch und erinnert ein bisschen an Michael Ende: Es gibt Inseln, auf denen alles, was auf der Erde verloren geht, wieder auftaucht. Das kann eine Coladose sein, das können Dinge des täglichen Gebrauchs sein, das können aber auch Mut, Hoffnung, vor allem Zeit und Menschen sein.

In der Rahmenhandlung erfahren wir vom Verleger, dass die Autorin dieses Buches verschwunden ist; aus den Briefen der Autorin erfahren wir, dass sie an einem Roman über jene unerklärlichen Vorfälle schreibt, die ihrer Freundin Julia in ihrer Kindheit widerfahren sind. Und der eigentliche Roman erzählt von den Abenteuern Julias und ihrer Freundin Arianna, die in einem Bergwerk verloren gehen und sich auf der Insel der verlorenen Zeit wiederfinden. Nach ersten Missverständnissen leben sie sich ein und erfahren, wie diese Insel funktioniert: Sie lebt davon, dass Dinge, Menschen und Zeit verloren gehen; das größte Problem ist die Zeit. Je weniger davon in unserer Welt verträumt und vertrödelt wird, desto gefährlicher wird es für die Inselbewohner/-innen, weil giftige Dämpfe entstehen, die dann die Menschen in Kannibalen verwandeln. Im Grunde hilft nur, dass sich die glücklichen Bewohner/-innen der Insel aufopfern und in ihre angestammte Welt zurückkehren, um dort dem Müßiggang das Wort zu reden und möglichst viel Zeit für die Insel zu opfern.
Wie gesagt, das ergibt eine Handvoll äußerst ansprechender Grundgedanken und über weite Strecken erzählt Gandolfi eine recht anregende Geschichte; leider finden sich dazwischen auch immer ziemlich hölzerne Passagen, die den angenehmen Lesefluss unterbrechen; und möglicherweise liegt es auch an der Übersetzung, dass die Heldinnen immer wieder in einer Form "auszucken", die eher an Brezina-Bücher gemahnt als an nicht am Fließband produzierte Jugendliteratur. Dennoch lohnt sich die Lektüre, vor allem, wenn sich auch die Chance ergibt, das zu Grunde liegende Konzept von der Bedeutung der Muße und des Müßiggangs zu besprechen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/abenteuer/detail/die-insel-der-verlorenen-zeit.html
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