The Haunted Wood. A History of Childhood Reading
Autor LEITH, Sam
Verlag London: Oneworld 2024
How delightful!
Nicht nur mit großer Sachkenntnis, sondern auch auf sehr unterhaltsame Weise führt uns Leith durch das Universum der KJL von Aesop bis zu Blackman und Pullman.
Dabei fügt er immer wieder die Behandlung grundsätzlicher Fragen ein: Seit wann gibt es die Kindheit? Welche Rolle spielten Rousseau und Locke? Welche Rolle spielen noch immer die Theorien von Propp und Campbell? Welche Rolle spielen das Moralische und das Moralinsaure in der KJL?
Es lassen sich hier nicht alle Autorinnen und Autoren aufzählen, die Leith behandelt, aber es ist schon vergnüglich von jenen zu lesen, die wir vergessen haben und die die Kinder am liebsten gleich ins Höllenfeuer schicken würden. Und es ist interessant, über die einstigen Vielschreiber wie G. A. Henty zu lesen (die 32000 Seiten gibt’s um wohlfeile 99 Cent auf Ihr Kindle), aber auch über die Vielschreiberin Enid Blyton im 20. Jahrhundert.
Ein großer Bruch in den didaktischen Absichten kommt dann mit Lewis Carroll, aber Leith bricht auch eine Lanze für Rudyard Kipling. Leith führt uns zu Tolkien, T. H. White und C.S. Lewis, zu Ursula K. LeGuin, Hinton, Blume und Dahl. Blackman, Wilson, Rowling, Pullman runden den Band ab. Dazwischen finden sich zahlreiche (vorwiegend bekannte) Namen. Unterlegt wird die Darstellung mit allerhand biografischen Details und Anekdoten. So erfahren Sie hier, dass Travers („Mary Poppins“) der Einsamkeit entkam, indem sie beschloss, als Huhn den Tag zu verbringen. Den Abschluss bildet ein längeres Kapitel über Bilderbücher, in dem auch Julia Donaldson und Alex Scheffler („Gruffalo“) entsprechend gewürdigt werden.
Was natürlich fehlt, sind zahlreiche Gegenwartsautorinnen und – autoren. Leith konzentriert sich auf englische Literatur, aber manchmal kommt er nicht umhin, auch nach Amerika auszuweichen. Im Nachwort zählt er zwar ein paar Namen auf (Paver, Rundell, Horowitz, Cottrell-Boyce etc.), aber von einem Melvin Burgess oder einem Patrick Ness, einer Anne Fine und einer Meg Rosoff ist da keine Rede. Die bleiben hoffentlich einem Folgeband vorbehalten.
P. S. Ich greife also nach Jahrzehnten wieder zu den „Water Babies“ und bin erstaunt, was für ein Sprachniveau Kingsley den Kindern zugemutet hat.
pp. 578 (Sachbuch)