Aber „Rainforest“ bewegt sich eindeutig auf erwachsene (junge) Leser/innen zu, und wenn es auch nicht wirklich ein Thriller ist, so ist es doch eine Geistergeschichte der eigenen Art.

Wir schreiben die 70er-Jahre. Dr Simon Corbett, Entomologe und Spezialist für Gottesanbeterinnen, reist zu einer Grabung nach Piedras Quemadas im mexikanischen Dschungel, in dem es von tödlichen Tieren, Moskitos bei scheußlicher Hitze nur so wimmelt. Aber Corbett ist nicht nur Entomologe, er schleppt eine gewaltige Obsession mit sich. Diese Obsession heißt Penelope, eine junge Frau, zu der der ‚loner‘ sich hingezogen fühlt; er glaubt, sie erwidere seine Zuneigung, und beginnt sie zu stalken, missinterpretiert jede Zurückweisung; als Penelope bei einem Verkehrsunfall stirbt, fühlt er sich schuldig.

Im Dschungel, tief eingetaucht in die Kultur der Maya, meint Corbett Penelopes Gegenwart zu spüren. Allmählich geraten wir in eine Geschichte von Verfolgung, bizarren Ereignissen, lebensbedrohlichen Situationen, gespeist durch Corbetts Wahrnehmungen und die Haltung des lokalen Schamanen, Kayun.

Corbett ist kein sympathischer Charakter: hochnäsig, in gewisser Weise nicht nur weltfremd, sondern ziemlich blöd, vielleicht authentisch für die 70er, aber nicht für heute.

Nichtsdestotrotz liefert Paver eine spannende Erzählung, die vor allem dort besonders wirksam ist, wo sie sich in den Dschungel begibt. Wie immer hat sie gründlich (und vor Ort) recherchiert, sie fängt die (bedrohliche) Atmosphäre des Dschungels exzellent ein, da kann man ihr ihre Charakterisierungen durchaus verzeihen.
P. S. Natürlich habe ich mir gleich ein Buch über die Maya gekauft (und es auch gelesen).

pp. 222 (Thriller)