Immer wieder wird die Lampe bemüht, so auch gleich am Anfang, als Louisa (10) mit ihrem Vater Serk, der als Gastprofessor in Japan weilt, am Strand spazieren geht. Serk verschwindet, und es wird allgemein angenommen, dass er ertrunken ist.

Wie fast alle Charaktere hat er ein wenig einnehmendes Schicksal: Geboren als Koreaner in Japan, der Ablehnung ausgesetzt, obwohl er ein brillanter Schüler ist, landet er schließlich zum Ingenieur-Studium im Michigan der 70er-Jahre, während seine Eltern in die neugegründete Democratic People’s Republic of Korea (DPRK) auswandern (und dann verschollen sind).

Außenseiter Serk (die amerikanische Art Seok auszusprechen) trifft auf Außenseiterin Anne, heiratet sie und hat mit ihr das eigenwillige Mädchen Louisa. Beide sind/werden Außenseiterinnen. Anne hatte ein uneheliches Kind, Tobias, das sie erst sehen darf, wenn es volljährig ist. Ihr Zustand verschlechtert sich im Laufe der Zeit, sie wird letztlich mit MS diagnostiziert. Kein Mitleid kommt von Louisa, die ihr Leben als zweimal verheiratete Mutter verbringt und mit der eigenen Mutter endlose Wortgefechte führt.

Das Problem ist: Die Leute reden nicht miteinander, Serk verschweigt seine Herkunft, Anne verschweigt Tobias, Louisa ist sowieso niemandem zugänglich, nicht einmal dem Psychiater am Beginn des Romans (dessen Taschenlampe sie stiehlt).

In zahlreichen Abschnitten, die den einzelnen Charakteren gewidmet sind, entfaltet sich ein Roman, der die Zurückgesetzten scharf zeichnet. Sie alle haben Schaden erlitten (und zugefügt), m wenigsten noch Tobias, der als fröhlicher Fast-Buddhist in Japan herumzieht. Er ist es auch, der Licht auf Serks Verschwinden wirft, womit wir in nordkoreanische Gräueltaten eintauchen können, wie sie etwa schon Adam Johnson (s. Archiv) geschildert hat.

Choi zieht einen Spannungsbogen bis ins 21. Jahrhundert und liefert einen lesenswerten Roman, für den man allerdings ein bisschen Zeit braucht.

pp. 445 (Gegenwartsliteratur)