Dream Count

Autor ADICHIE, Chimamanda Ngozi

Verlag London: 4th Estate 2025

Nach dem Sensationserfolg von “Americanah“ (2013) waren die Erwartungen groß; nach mehr als zehn Jahren legt die nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin ihr neues Buch vor und erntet verhaltene Begeisterung.

Was auch immer die Rezensionswelt meint, es ist ein äußerst lesbares, aber vielleicht auch zu gefälliges Buch. Erzählt wird die Geschichte von vier Frauen, erzählt wird aber auch von den Männern in ihrem Leben, und die sind entweder äußerst bindungsscheu, selbstgefällig oder ganz einfach Arschlöcher.

Drei der Frauen aus Nigeria gehören der vermögenden Klasse an. Chiamaka ist eine Reiseschriftstellerin, die in den USA lebt; wir verfolgen ihren ‚dream count‘ an Männern, schwarz und weiß, verheiratet und unverheiratet. Es tut fast weh, jene Passagen zu lesen, in denen sie sich dem überheblichen Darnell unterordnet.

Ihre Freundin Zikora ist erfolgreiche Anwältin in New York, ebenfalls auf der Suche nach einer dauerhaften Beziehung; als sie dann, schwanger, allein gelassen wird, muss sie mit dieser Situation erst fertig werden.
Omelogor, erfolgreiche Bankerin in Nigeria, deren “truest longing” Heirat ist (nicht zuletzt, weil die nigerianische Gesellschaft in der Mutterschaft das höchste Glück sieht), schreibt einen witzigen Blog für Männer und hilft (durch Betrügereien) Frauen, ein ‚small business‘ zu gründen. Allen drei, durchaus sympathischen, Frauen, läuft aber die Zeit davon.

Die vierte Protagonistin, Kadiatou, ist eine einfache Alleinerzieherin aus Guinea, die in einem Hotel arbeitet und auch gleichsam Chiamakas Haushälterin ist. Ihr Schicksal, ohne viel Chichi, wirkt am authentischsten. Und als sie bei ihrer Arbeit von einem Hotelgast missbraucht wird (Strauss-Kahn steht hier Pate), steht ihre Welt vor dem Zusammenbruch.

Wie gesagt: Das alles ist sehr lesbar und geschliffen erzählt, zwischendurch finden sich viele sarkastische und scharfsichtige Bemerkungen zum amerikanischen Alltag (wenn etwa Kadiatou meint, Polizisten müssen nicht laufen können, weil sie eh gleich schießen), und wir treffen auf eine Vielzahl sympathischer Frauen und weniger sympathischer Männer. Das könnte vermutlich für den nächsten Women’s Prize auf Fiction reichen.

pp. 399 (Gegenwartsliteratur)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
30.04.2025
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/detail/dream-count.html
Kostenpflichtig
nein