Benbecula
Autor MACRAE BURNET, Graeme
Verlag Edinburgh: Polygon
Ein Insel-Roman (so wie „Muckle Fugga“; s. Archiv), diesmal aber eine kleine Hebriden-Insel: Benbecula.
Schon wie in „His Bloody Project“ (s. Archiv) greift Macrae Burnet einen Kriminalfall auf; im July 1857 ermordet Angus MacPhee Vater, Mutter und Tante auf brutale Weise und versucht dann, sich der Verhaftung zu entziehen.
Erzählt wird die Geschichte von seinem älteren Bruder Malcolm, da er, wie er meint, der Einzige ist, der noch da ist, die Geschichte zu erzählen, denn sein jüngerer Bruder und seine Schwester sind ebenfalls verschwunden.
Malcolm entpuppt sich zusehends als unzuverlässiger Erzähler; es sind auch schon Jahre vergangen, wie viele weiß er nicht, aber die Folgen der Tat sind spürbar: „the madness that afflicted my brother attaches itself to his kin“, heißt es da.
Die MacPhees sind eine arme und eher seltsame Familie, sehr auf sich selbst gestellt, leben von Erdäpfeln, Whisky (a dram ist immer willkommen) und dem Verkauf von Seetang. Wie immer schildert Macrae Burnet seine Charaktere mit Sparsamkeit, vermittelt einen glaubwürdigen Eindruck von der Enge des Lebens auf Benbecula, bereitet vor uns die seltsamen Anfälle von Gewalt, die Angus plötzlich plagen, aus, brilliert aber letztlich mit der Darstellung von Malcolm, der in seiner Apathie immer düsterere Züge zeigt.
Der schmale Roman ist in der empfehlenswerten Serie „Darkland Tales“ erschienen, und die Lektüre lohnt sich ganz bestimmt.
pp. 168 (Gegenwartsliteratur)