Dolman, ein drittklassiger Autor, hasst Venedig von Anfang an. Alle wollen ihm Böses, jeder Dienstbote grinst verächtlich, er wundert sich, dass er sich nicht verständigen kann (er fragt nach dem conto statt nach dem conte), er hat keine Ahnung, was er „in real money“ zahlen muss, der Markusplatz mit der Kirche nervt ihn, Torcello findet er schrecklich. Kurzum: Dolman ist ein verunsicherter, aber dennoch selbstgefälliger Engländer im Ausland, wie man ihn sich nicht ärgerlicher vorstellen kann.

Am ersten Abend schon, an dem er allein ausgeht (ins Florian), trifft er auf einen (vermeintlichen?) Schulkameraden, den Bonvivant Freddy FitzHerbert, und seine Schwester Francesca (Cesca genannt), in die er sich auf der Stelle verliebt. Als er betrunken nach Hause kommt, fällt er über Laura her, die am nächsten Tag verschwunden ist.

Dolman sucht ohne großen Aufwand nach ihr, gerät immer mehr in den Bannkreis Cescas, bietet den beiden Unterschlupf im Palazzo an. Ein Polizist tritt auf, der nach Laura sucht, Lauras strenge Schwester Thomasina kommt nach Venedig, weil sie einen Hilferuf von Laura erhalten hat. Dolman gerät immer mehr aus der Fassung, er fiebert, sieht sich in ein Komplott verwickelt, weiß aber nicht, in was für eines. Am Ende ist er in einer fast aussichtslosen Lage…

Banville serviert uns tatsächlich ein unangenehmes Venedig, vergröbert durch die Wahrnehmung Dolmans. Da verfolgen wir ihn auf Schritt und Tritt, erleben seine Phantasien und seine viktorianisch-beengte Sexualität, aber gegen Ende gewinnt die „Krimi“-Handlung an Bedeutung, und die macht den Roman durchaus spannend. Ansonsten kann man sich, so wie ich, über den Engländer ärgern.

pp. 350 (Gegenwartsliteratur)