Butter
Autor YUZUKI, Asako
Verlag London 4th Estate 2024
Yuzukis Roman, im japanischen Original 2017 erschienen, wurde zu Waterstone‘s Book of the Year 2024 gewählt.
Das mag ein bisschen überraschend sein, wenn man sich etwa die Bestenliste im Guardian anschaut (https://www.theguardian.com/books/2024/dec/07/the-best-fiction-of-2024), aber die Kombination von persönlichem Schicksal und Essen scheint zu funktionieren. Dabei ist es natürlich ein seltsames Buch, nicht zuletzt deshalb, weil auch vieles an der japanischen Kultur für uns seltsam erscheint. Kulinarisch, nachdem man sich durch die ersten hundert Seiten gekämpft hat, erfährt man vorerst, dass Reis mit kalter Butter und Sojasauce ein unvergleichliches Geschmackserlebnis ist. Und am Schluss erfolgt eine Truthahn-Apologie, die ein bisschen lachhaft ist.
Aber der Reihe nach:
Die Journalistin Rika Machida (petite und nicht ganz 50 Kilo) möchte ein Interview mit der Serienmörderin (drei Männer) Manako Kajii machen und besucht diese, femme fatale und übergewichtig, im Gefängnis. Kajii, für die es ein reales Vorbild gibt, hasst Feministinnen und Margarine – und ist natürlich ein schwieriger Mensch. Rika gerät zusehends in den Einflussbereich von Kajii, was sich auch daran zeigt, dass Rika zehn Kilo im Laufe des Romans zunimmt. Rika zieht auch ihre Freundin Reiko in die Recherchen hinein, was zu einem traumatischen Erlebnis auf Seiten Reikos führt. Der essensgarnierte Roman ist aber weniger eine Foodie-Geschichte als eine Auseinandersetzung mit Misogynie, Bodyshaming und Beziehungsproblemen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frau in der japanischen Gesellschaft: „Japanese women are required to be self-denying, hard-working and ascetic, and in the same breath to be feminine, soft and caring towards men.” Dies umreißt genau das, womit erfolgreiche Frauen zu kämpfen haben, und umso mehr wird Kajii, ein absolut manipulativer Mensch, zur Tabubrecherin. Die Frage, wer sich am Ende durchsetzt, trägt zur Spannung des trotzdem anstrengenden Romans bei. Man darf sich ein bisschen wundern, wer die Leser/innenschaft ist, die „Butter“ zum Roman des Jahres gekürt hat.
pp. 452 (Gegenwartsliteratur)