Burnt Sugar

Autor DOSHI, Avni

Verlag London: Hamish Hamilton 2020

Noch ein Debut-Roman, der den Booker 2020 gewinnen hätte können, wenn nicht, ja wenn nicht Stuarts „Shuggie Bain“ (s. Archiv) mit seinem Debut gewonnen hätte. Gemeinsam haben die beiden Romane übrigens die Figur der (über)mächtigen Mutter.

So beginnt Doshis Roman mit dem Satz: “I would be lying if I said my mother’s misery has never given me pleasure” – einem Sentiment, das wohl einige Leser/innen nachvollziehen können. Die Ich-Erzählerin Antara, eine Künstlerin, hat ihrer Mutter viel vorzuwerfen: Als Antara klein war, musste sie mit ihrer Mutter Tara viele Jahre in einem Ashram verbringen, auf der Straße betteln, bevor sie zu drakonischen Nonnen in ein Internat geschickt wurde. Nun breitet sich in Tara die Demenz aus, aber das doch so stückchenweise, dass sie ihre Tochter nach wie vor nerven kann, ihr drohen kann. “I always knew that having you would ruin my life”, meint Tara ihrer Tochter gegenüber.

Nun ist Antara selber schwanger und sie kann dem Zustand nicht viel abgewinnen. (“…I had started to suspect that someone else was living in my body.”). Wir lesen daher auch viel über die Entfremdung vom eigenen Körper, überhaupt von allen möglichen Körperfunktionen.

Das Buch hat vor allem in Indien viel Staub aufgewirbelt, weil es eine Mutter-Tochter-Beziehung zeigt, die eher unerfreulich als erfreulich ist. Wir werden dabei auch stets in Schwebe gehalten, wessen Erinnerung die authentischere ist. Naturgemäß traut man da eher Antara, aber bisweilen schleichen sich da doch Zweifel ein. Wer also an der Beziehung zur Mutter kiefelt, kann sich hier eine Parallelgeschichte holen, die zweifellos mit ihrem Sprachduktus erfreut.

pp. 229

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.01.2021
Link
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Kostenpflichtig
nein