Du musst die Wahrheit sagen


Wie gehabt – diese schwedischen Welten haben es in sich. Was so schön sein könnte, das haut halt einfach nicht hin.
Ich-Erzähler Tom lebt in einer Familie, die ineinander zerfallen ist. Die Mutter hat immer wieder Liebhaber, ihre drei Kinder Tom, Morgan und Annie stammen von verschiedenen Män ...

 

Wie gehabt – diese schwedischen Welten haben es in sich. Was so schön sein könnte, das haut halt einfach nicht hin.

Ich-Erzähler Tom lebt in einer Familie, die ineinander zerfallen ist. Die Mutter hat immer wieder Liebhaber, ihre drei Kinder Tom, Morgan und Annie stammen von verschiedenen Männern, sie kennt ihren Vater nicht – ist aber trotzdem eine nicht unsympathische Frau, die nach mehreren Umzügen nun das Haus ihrer Mutter geerbt hat und zur Ruhe zu kommen scheint.

Morgan ist ein aggressiver Fußball-Narr, der besonders Tom quält, Annie wirkt durchaus nett, geht aber auch ihre eigenen Wege, und Tom – Tom weiß eigentlich nicht, was er will.

Da lernt er den Nachbarn, einen alten Deutschen kennen, der ihm zeigt, wie man mit einem Gewehr umgeht; allmählich findet Tom heraus, dass der Alte (angeblich) sein Großvater ist. Mittlerweile hat Toms Mutter einen Polizisten namens Dick kennen gelernt, der nett wirkt, sich aber als besonderer Ungustl entpuppt. Und Tom, der an seiner Schule ein Mädchen kennen gelernt hat, wird in eine Schlägerei verwickelt, bei der er sich plötzlich zwischen Neonazis und Zugewanderten wiederfindet.

Alles in allem ist also die Alltagswelt – und als solche können wir sie durchaus begreifen – von unguten Facetten geprägt. Kaum lässt man sich ein bisschen treiben, lauern schon die Untiefen.

Lange Zeit glaubt man, wir steuern auf eine Schulmassaker-Geschichte zu, aber Wahl reicht es, den Alltag auszuloten, der schon schlimm (und spektakulär) genug ist. Und wie so oft bei Wahl wird ein tristes Bild von Schule gezeichnet: Gewalt, Indifferenz seitens der Schüler/innen stehen Inkompetenz und Feigheit der Lehrer/innen gegenüber.

Wahl sagt, er sieht es nicht als seine Aufgabe, hoffnungsvolle Geschichten zu schreiben; er liefert uns in seinen zahlreichen Jugendbüchern ein eher tristes Segment der Wirklichkeit – knapper als zuvor, aber nicht minder deprimierend. Wer mehr zur schwedischen Tristesse-Welt Mats Wahls wissen will, kann ja in meinem ide-Beitrag (Schwedisch – nicht nur für Idioten. Über Mats Wahl- In: ide (Informationen zur Deutschdidaktik) 3 (2006), S. 40-43) nachlesen.

Hanser 2011; S. 233

 

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Sprache
Deutsch
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Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2011
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