Sieben Tage im Februar

Natürlich gewinnt das Buch an zusätzlicher Bedeutung dadurch, dass es gleichsam ein zeitgeschichtlicher Roman ist. Allen ist das Attentat in Oberwart, bei dem vier Roma getötet wurden, in klarer Erinnerung, auch der Zielgruppe der jugendlichen Leser/-innen. Klement macht gleich von Anfang an deu ...

Natürlich gewinnt das Buch an zusätzlicher Bedeutung dadurch, dass es gleichsam ein zeitgeschichtlicher Roman ist. Allen ist das Attentat in Oberwart, bei dem vier Roma getötet wurden, in klarer Erinnerung, auch der Zielgruppe der jugendlichen Leser/-innen. Klement macht gleich von Anfang an deutlich, dass sein Buch mehr ist als die Geschichte dieser Morde, indem er einen Pressenotiz voranstellt, die in typischer Inselseligkeitsmentalität die Roma für das Attentat verantwortlich macht.

Er bemüht sich daher auch im folgenden die Romafamilien, besonders die Familie Simon, mit viel Sympathie zu zeichnen, wobei manches leider klischeehaft (wie das Leben eben) bleibt (wenn sich Fäuste ballen, Wirtshaustischverwünschungen gemurmelt werden etc.). "Sieben Tage im Februar" ist also auch die Geschichte einer immerwährenden Ausgrenzung, und die Oberwarter müssen wenig Freude mit diesem Buch haben, das sie als dumpf und stickig charakterisiert (aber Oberwart ist überall). Ausgehend davon, dass das, was wir sind, lange vor uns begonnen hat, greift Klement auch immer wieder auf Roma-Geschicke zur Zeit des Nationalsozialismus zurück, sodass den Lesern/-innen tatsächlich die Kette der Ereignisse bewusst wird.

Gleichzeitig ist das Buch aber auch die Geschichte des "Bombenhirns", hier ein Mann namens Anton Ehm, durch persönliche Umstände (Erziehung) und Verlust (Tod der Frau) in seinen tödlichen Hirngespinsten bestärkt. Erzähltechnisch nach bewährtem Muster verwendet Klement den Perspektivenwechsel, um das Geschehnis aufzubereiten. Da er selbst stets von der Einzeltätertheorie überzeugt war, fehlt natürlich im Täterprofil der politische Aspekt, nämlich schlichtweg die Auseinandersetzung damit, ob ein Anton Ehm gleichsam eine Laune der Natur ist oder ob es da nicht eines entsprechenden politischen Nährbodens bedarf, dass solche Menschen zu Mördern werden.

Desungeachtet hat Klement ein wichtiges Buch geschrieben, das ohne deutlichst erhobenen Zeigefinger ("Achtung - jetzt lesen wir etwas gegen Gewalt!") einherkommt. Dass die Tragödie damit nicht wirklich fassbar wird, liegt außerhalb dieses Buches.
(GF13/6-1998)

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/konflikte/detail/sieben-tage-im-februar.html
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