Der Sommer am Ende des Jahrhunderts

Geda hat einfach eine klare, direkte, unkomplizierte und doch poetische Art des Erzählens, und daher ist das Buch – genauso wie „Im Meer schwimmen Krokodile“ (s. Archiv) – ein Lesevergnügen, auch wenn das nicht der temporeiche Roman ist, sondern vielmehr einer, der wie ein Kindheitssommer ist:

vor einem liegend und nicht ganz absehbar in seiner Dauer.

Der Protagonist, Zeno, ist zwölf und lebt in Sizilien; als er eines Tages mit seinem Vater fischen fährt, bricht dieser zusammen. Leukämie wird diagnostiziert, er muss in ein Krankenhaus in Genua, und die Mutter, die ihren Mann begleitet, bringt Zeno bei ihrem Vater, mit dem sie jahrelang keine Verbindung hatte und der in einem kleinen Dorf lebt, unter. Zeno wusste nicht einmal, dass er diesen Großvater hat, und am Anfang stehen Schweigen und Misstrauen. Wie das aber nun so ist – mit der Zeit lernen diese beiden unterschiedlichen Menschen einander besser kennen und schließlich auch einander mögen. Parallel zu Zenos Sommer wird die Geschichte des Großvaters, eines jüdischen Kindes, das unter den Faschisten aufwächst, erzählt.

Ohne dramatische Geste erzählt Geda diese beiden Lebensgeschichten, die von vielen Höhen und Tiefen geprägt sind, und manches Mal muss man beim Lesen innehalten und sich vergewissern, welche der beiden Geschichten man nun liest, so geschickt sind sie einerseits parallel gesetzt, so geschickt konterkarieren sie einander andererseits.

Das Schöne an dem Buch ist sein Gemisch aus alltäglichen und besonderen Momenten, und wer je mit seiner Großfamilie beisammen saß und Geschichten austauschte (vorzugsweise an einer langen Tafel), der weiß, was ich meine. Ein schön zu lesendes Buch!

Knaus 2013, S. 350

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.09.2013
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/heranwachsen/detail/der-sommer-am-ende-des-jahrhunderts.html
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