Sandor slash Ida

Schwedische Autorinnen und Autoren sind immer für eine ordentliche Handvoll halbwegs realistischer Tristesse gut, und auch Kadefors reiht sich mit ihrem ersten Jugendbuch nahtlos in diese Tradition ein.
Sandor (ungarische Einwanderer, die Familie lebt in Göteborg) gilt als Schwuchte ...

Schwedische Autorinnen und Autoren sind immer für eine ordentliche Handvoll halbwegs realistischer Tristesse gut, und auch Kadefors reiht sich mit ihrem ersten Jugendbuch nahtlos in diese Tradition ein.

Sandor (ungarische Einwanderer, die Familie lebt in Göteborg) gilt als Schwuchtel unter den harten Fußballburschen, weil er viermal in der Woche tanzt. Er schafft es nicht so recht sich zu behaupten: nicht gegen die Eltern, nicht gegen die anderen Jungen, nicht in seiner Zuneigung zur Mittänzerin Christina.

Ida gilt als cool, sexy, umschwärmt. Alkohol, Sex, Drogen helfen ihr bei der Bewältigung ihres Lebens, das durch die depressive Mutter überschattet ist, mit der sie eine Wohnung in Stockholm teilt.

Sandor und Ida nehmen per E-Mail miteinander Kontakt auf und meinen sofort eine Seelenverwandtschaft zu entdecken, weil sie so vieles öde, leer und beschissen finden. Dennoch beginnen sie damit, einander anzulügen. Als sie einander auch in Wirklichkeit kennen lernen, geht unendlich viel schief. Aufgerieben zwischen der eigenen Unsicherheit, den Eltern, den (falschen) Freundinnen und Freunden scheint ihre Beziehung zu enden, bevor sie überhaupt noch eine Chance gehabt hat zu beginnen. Dass Kadefors dann doch noch ein hollywoodeskes Ende drauf setzt, tut dem Buch an sich wenig Abbruch.

Die Geschichte wird zwar anfänglich eher mechanisch erzählt (zuerst Sandor, dann slash Ida), aber allmählich gewinnt das Bild, das entworfen wird, deutliche Konturen und Kadefors verschmilzt die beiden Erzählstränge. Mit Hilfe der E-Mails kann auch jederzeit eine Erzählpause überbrückt werden, sodass im Endeffekt ein oftmals tristes, aber ziemlich glaubwürdiges Bild von zwei Jugendlichen entwickelt wird, die dabei sind, ihren Platz in der Welt zu finden. Das geht nicht ohne Selbstbehauptung, Mut zum Widerspruch und ziemlich viel Emotionalität ab, aber das ist es ja, was wir in solchen Romanen finden wollen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/aussenseiter/detail/sandor-slash-ida.html
Kostenpflichtig
nein