Evil – Das Böse

"Evil" berichtet von der handfesten Gewalt in Schule und Familie. Die Ausnahmesituation sozusagen: Wir sprechen vom Schweden der Fünfzigerjahre, die Schule wird auch in der Umgebung als Nazischule bezeichnet, weil sie unter dem Deckmantel der "Kameradenerziehung" ein grausames System an Gewalt, ...

"Evil" berichtet von der handfesten Gewalt in Schule und Familie. Die Ausnahmesituation sozusagen: Wir sprechen vom Schweden der Fünfzigerjahre, die Schule wird auch in der Umgebung als Nazischule bezeichnet, weil sie unter dem Deckmantel der "Kameradenerziehung" ein grausames System an Gewalt, wie es vor allem in Internaten blühte, installiert hat.

Ich selbst habe ja die 60er-Jahre im Internat verbracht und kann sagen, dass Gewalt damals schon subtiler war und dass die ausgeschlagenen Zähne und die gebrochenen Nasen nicht mit so viel Wegschauen bedacht worden wären wie zehn Jahre zuvor. Heute ist die Gewalt noch subtiler geworden – und wenn von der Verrohung die Rede ist, dann möge man bitte dieses Buch lesen, damit man merkt, wie wenig gut die gute alte Zeit war.

Erik ist 14 und wird vom Vater regelmäßig geprügelt; er hat daher eine besondere Leidensfähigkeit entwickelt und viel über Gewalt, über Masse und Macht, über Gruppenprozesse gelernt. Als er von seinen Klassenkameraden verraten wird, kommt er eben nach Stjärnsberg ins Internat, wo ein hierarchisches System dafür sorgt, dass 'Mittelschüler' wie Erik den Launen der Älteren ausgeliefert sind. Erik, der sich mit Pierre, einem dicklichen Intellektuellen, anfreundet, wehrt sich natürlich und gefährdet damit das System. Klar, dass seine Repräsentanten mit aller Bosheit und Kraft zurückschlagen – im mehrfachen Sinn des Wortes.

Das kann als Polit-Metapher gelesen werden, das kann als (uns heute wohl ein bisschen fremd berührende) Schulgeschichte gelesen werden, das kann auch ein bisschen wie ein Jean-Claude van Damme-Film "genossen" werden; denn unsere Sympathien sind natürlich bei Erik, der sich weigert, Opfer zu sein; auch wenn er gewalttätig-schlau ist, so ist er doch keineswegs ein politisch korrekter Held; ein Umstand, den Jugendliche vermutlich als durchaus positiv empfinden. In Verbindung mit der gelungenen Verfilmung durch Mikael Håfström ("Onskan"; 2003; auf DVD erhältlich) ist das ein Buch, das sicher zahlreiche Abnehmer/innen finden wird, auch wenn die Darstellung der Gewalt manchmal ein bisschen ermüdet.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/aussenseiter/detail/evil-das-boese.html
Kostenpflichtig
nein