Snow

Autor BANVILLE, John

Verlag London: Faber&Faber 2020

Dies ist der erste Krimi, den Banville (s. Archiv) unter seinem Namen und nicht unter seinem Krimi-Pseudonym (Benjamin Black) veröffentlicht.

Es beginnt wie bei Agatha Christie: In der Bibliothek liegt eine Leiche. Aber es ist kein gemütlicher Mord, das Opfer ist ein katholischer Priester, der zu allem Überfluss entmannt wurde. Und der Detektiv ist nicht ein oberschlauer Hercule Poirot, sondern ein protestantischer Detective Inspector aus Dublin, der in Ballyglass (Wexford) ermitteln soll.

Wir schreiben das Jahr 1957, und St John Strafford (30+) stolpert mehr durch den Fall, als dass er ihn souverän löst. Schwierigkeiten hat er nicht nur, weil niemand so recht Auskunft erteilen will, sondern auch, weil alles nach Inszenierung aussieht. Oberst Osborne sitzt mit seiner stets verwirrten Gattin (the second Mrs Osborne) und den beiden Kindern Dominic (im Studentenalter) und Lettie (17) im eiskalten Ballyglass House und kann sich nicht erklären, wer aus dem Haushalt den Mord begangen haben könnte.

Das kann Strafford auch lange nicht; als er dann zum Erzbischof zitiert wird, legt der ihm nahe, mehr als diskret zu sein. Es dauert, bis Strafford die Zusammenhänge erkennt; da haben wir schon längst mitbekommen, dass das Thema Kirche und Missbrauch von Bedeutung ist. Ein Flashback ins Jahr 1947 macht es überdeutlich, eine Coda aus 1967 zieht noch einmal ein paar Fäden straff.

Was das Berückende am Roman ist: eine Vielzahl von ‚assorted characters‘; Schauplätze, in die man sich hineinleben kann; eine Kälte, die man sogar beim Lesen fühlt; und eine Sprache, die sich über den Durchschnittskrimi um einige Oktaven elegant erhöht.

Hoffentlich bleibt uns Strafford erhalten.

pp. 336

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.01.2021
Link
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